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03.11.2022

Das Lipödem ist eine krankhafte Fettverteilungsstörung noch nicht geklärter Ursachen, die bei Frauen symmetrisch an den Hüften, am Po und beiden Beinen sowie in vielen Fällen zusätzlich an den Armen auftritt.

Die Ursachen für diese Krankheit sind nahezu unerforscht und die Symptome vielseitig. Experten vermuten den Einfluss von Hormonen als Ursache, da sich Symptome in Phasen von hormoneller Umstellung häufiger manifestieren oder sogar verschlimmern. Ausserdem scheint die Neigung zu Lipödemen genetisch bedingt zu sein, da eine familiäre Häufung beobachtet werden kann. Lipödeme zeigen sich in der Regel

  • gegen Ende der Pubertät,
  • während einer Schwangerschaft oder
  • in den Wechseljahren.

Es ist eine Tatsache, dass statistisch jede zehnte Frau betroffen ist und dass in sehr seltenen Fällen diese chronische Krankheit auch bei Männern vorkommen kann. Es sollte an dieser Stelle angemerkt werden, dass eine Abnahme des nicht krankhaften Fettes möglich ist. Eine Gewichtsabnahme führt jedoch zur Entlastung des Lymphsystems und wird zur allgemeinen Verbesserung des Zustandes empfohlen. Das Lipödem-Fett selbst kann durch eine Ernährungsumstellung und Sport nicht einfach "wegtrainiert“" werden. Sogar nach einer Abnahme ist meist eine Disharmonie zwischen dem Volumen der Beine im Vergleich zum restlichen Körper sichtbar. Betroffene haben meistens einen schmalen Oberkörper und unverhältnismässig breite Hüften sowie "kräftige" Beine. Die Kleidergrössen von Ober- und Unterkörper unterscheiden sich meist um mehrere Konfektionsgrössen.

Das Hautbild kann, je nach Stadium, unterschiedlich aussehen, von leichten Dellen ähnlich einer Cellulite bis hin zu tiefen Beulen und Fettüberlappungen der Haut. Das Lipödem-Fett wächst unkontrolliert und oft in Schüben. Es hört oberhalb der Fuss- bzw. Handgelenke auf, diese deutliche Stufe wird auch als "Fettkragen" bezeichnet.

Beim Streichen über die Haut sind kleine bis grobe Knoten zu fühlen, die leichteste Berührung oder der leichteste Druck kann bereits Schmerzen verursachen. Sogar ein liebevolles Streicheln kann mitunter schmerzhaft sein.

Die ersten, typischen Anzeichen des Lipödems sind Spannungsgefühle, Schmerzen und Erschöpfung in den Beinen. Sie beginnen bei längerem Stehen oder Sitzen, werden im Laufe des Tages zunehmend heftiger und können sich bis ins Unerträgliche steigern. Besonders schlimm ist es bei warmen Temperaturen, aber auch bei niedrigem Luftdruck bei Flugreisen. Diese Schmerzen können selbst durch ein Hochlagern der Beine nicht nennenswert gelindert werden. Bei manchen Frauen sind sie einige Tage vor der Monatsblutung besonders stark.

Es gibt verschiedene Typen dieses krankhaft vermehrten Fettgewebes. An den Beinen wird folgendermassen unterschieden:

  1. Oberschenkel-Typ ("Reiterhosen"): Nur die Hüften und Oberschenkel sind betroffen.
  2. Unterschenkel-Typ ("Bundhosen"): Die Unterschenkel sind zusätzlich betroffen.
  3. Knöchel-Typ ("Pumphosen", "Türkenhosen", "Suavenhosen"): Die Unterschenkel bis zu den Knöcheln sind betroffen. Dort ist eine deutliche Stufe erkennbar, die sich bis zu einem Fettkragen entwickeln kann, der dann über die Knöchel herunterhängt.

Sind auch die Arme betroffen – was oft der Fall ist – gleicht das Muster der Fettverteilung normalerweise dem der Beine.

Das Lipödem tritt nie vor der Pubertät auf. Die Krankheit kann auch im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft, den Wechseljahren oder einer gynäkologischen Operation, wie z.B. die Entfernung von Gebärmutter, Eierstöcke, Eileiter etc., auftreten oder sich verschlimmern. Aus diesen Gründen wird eine hormonelle Ursache dieser Erkrankung vermutet.

Es wurden jedoch auch Fälle beobachtet, in denen ein Lipödem nach einer Vollnarkose oder einer schweren Stress-Situation auftrat. Oft wird eine familiäre Häufung des Lipödems festgestellt, es kann jedoch auch "spontan“ auftreten. Schlanke Frauen können ebenso ein Lipödem bekommen wie übergewichtige.  

Das Lipödem hat eine definitive Neigung zur Verschlimmerung. Diese Tendenz ist jedoch individuell sehr unterschiedlich und kann im Einzelfall nicht vorhergesehen werden. Bei manchen Frauen kommt die Zunahme des Fettgewebes bis zu einer bestimmten Ausprägung und bleibt in diesem Zustand das ganze Leben lang konstant. In anderen Fällen nimmt das Lipödem dagegen von Anfang an rasch zu, der weitaus grösste Teil aller Lipödeme tritt im Alter zwischen 20 und 30 Jahren auf.

Symptome des Lipödems im Stadium 1:

Abhängig von der Ausprägung der Krankheit werden drei Stadien des Lipödems unterschieden. Das erste Stadiumwird leicht mit Übergewicht verwechselt. Viele Betroffene gehen nicht zum Arzt, weil sie nicht annehmen, an einer eigentlichen Krankheit zu leiden. Manche denken, dass Cellulite hinter ihren Symptomen steckt und dass nicht viel unternommen werden kann. Der grösste Unterschied zwischen Cellulite und einem Lipödem ist, dass Cellulite nicht mit einer Verdickung der Beine im Zusammenhang steht. 

Stadium I:

  • eine sichtbare Tendenz zur "Reiterhosen"-Form, die Haut ist glatt und gleichmässig
  • wird die Haut zusammen mit dem Unterhautgewebe zusammengeschoben, zeigt sich eine "Orangenhaut"-Textur
  • das Unterhautgewebe fühlt sich verdickt und weich an
  • teilweise – und ganz besonders innen an den Oberschenkeln und Knien – sind Strukturen tastbar, die sich wie Styroporkügelchen in einem Plastikbeutel anfühlen 

 

Lipödem Stadium 1: schmerzhafte symmetrische Fettverteilungsstörung

In den meisten Fällen sind die Beine betroffen, aber auch die Arme können erste Anzeichen eines Lipödems zeigen. Fettansammlungen am Bauch sind hingegen fast nie auf ein Lipödem zurückzuführen. Diese unangenehme Fettverteilungsstörung ist jedoch immer mit Schmerzen verbunden. Die Schwere der Symptomatik korreliert nicht immer unbedingt mit der Stadien-einteilung, denn auch im ersten Stadium können die Beschwerden sehr stark sein und daher eine schwere Belastung im Alltag bedeuten. Ein erfahrener Arzt erkennt anhand der Krankheitsgeschichte der Betroffenen und deren Symptome, dass es sich um ein Lipödem handeln könnte. Daraufhin kann eine geeignete Behandlung in die Wege geleitet werden, die die Beschwerden nachhaltig lindert.

Ein Lipödem im Stadium 1 kann genauso schmerzhaft sein wie im Stadium 3. Das liegt unter anderem am angespannten Gewebe, das, ganz besonders nach einem langen Tag, zu Wassereinlagerungen neigt. Manche Betroffene haben das Gefühl, dass ihre Beine immer schwerer werden, je länger der Tag ist und sogar nachts kann sie dieser ziehende und brennende Schmerz begleiten. Am nächsten Morgen fragen sich dann manche, woher die plötzlichen blauen Flecken an den Beinen stammen, wenn sie sich wissentlich nicht gestossen haben. Auch dies kann ein Indiz für ein Lipödem sein. Allgemein neigt das Gewebe viel mehr zu Besenreisern. Obwohl das Lipödem-Gewebe eher weich ist, bilden sich unbehandelt im Laufe der Zeit schmerzhafte Verhärtungen, die sogenannten Fibrosen.

Fett wird leider nicht warm, wie oft gesagt wird. Durch den hohen Gewebedruck verengen sich die Blutgefässe, wodurch weniger Wärme aus dem Inneren an die Hautoberfläche wandert. Dadurch fühlen sich die betroffenen Stellen wie Arme, Hüfte, Beine und Po auch nach einer heissen Dusche oder nach sportlicher Aktivität kalt an.

Auch im ersten Stadium ist das Lipödem leider nicht heilbar. Aber mit einer auf Sie persönlich zugeschnittenen Therapie mit unterschiedlichen Massnahmen wie Kompression, Lymphdrainage oder Liposuktion sind die Beschwerden gut zu bewältigen. Was Sie als Betroffene selbst tun können, ist für regelmässige Bewegung zu sorgen. Sportliche Aktivitäten können dabei helfen, dem Fortschreiten der Erkrankung vorzubeugen.

Orangenhaut beim Lipödem im Stadium 1:

Im ersten Stadium kann Cellulite beobachtet werden, wenn die Haut an Oberschenkeln, Bauch oder Po zusammengedrückt wird und eine Dellenbildung sowie Einziehungen beobachtet werden können. Diese kleinen Dellen wären im Normalzustand nicht zu sehen. Im zweiten Stadium sind diese Dellen dann ohne Druck direkt sichtbar. In manchen Fällen kann es sogar sein, dass das Zusammenkneifen der Haut Schmerzen verursacht. Im dritten Stadium ist die Cellulite auch aus der Entfernung deutlich zu sehen, denn die Haut ist schlaff und gedellt.

Fazit: Was hilft beim Lipödem?

Bis ein Lipödem eindeutig diagnostiziert ist, haben viele Betroffene eine längere Leidensgeschichte hinter sich, die oft mit starken psychischen Belastungen einhergeht. Eine geeignete Therapie kann viel zur Linderung der Symptome beitragen. Betroffene suchen meist erst dann ihren Arzt auf, wenn Sport und Diäten keinen Erfolg bringen, Schmerzen auftreten und die psychische Belastung zu gross wird. 

Bei der Lipödem-Therapie stehen zwei Ziele im Vordergrund:

  1. Die Beseitigung oder zumindest Besserung der Beschwerden, insbesondere der Schmerzen, der Ödeme und der Disproportion.
  2. Die Verhinderung von Komplikationen. Bei fortschreitender Progression mit Zunahme des Beinvolumens steigt das Risiko von dermatologischen Problemen wie z.B. Infektionen, lymphatischen Problemen wie Lymphödeme und orthopädischen Komplikationen wie Gangbildstörungen und Achsenfehlstellungen.

Bei einem Lipödem in fortgeschrittenem Stadium kann nur eine Fettabsaugung eine länger anhaltende Besserung bewirken. Die Fettabsaugung wird fachmedizinisch auch als Liposuktion bezeichnet. Cellulite hingegen kann, vielleicht in Kombination mit einer Liposuktion, in der Regel mit minimal-invasiven Behandlungsmethoden nachhaltig bekämpft werden.

Mehr detaillierte Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: lipoedemclinic.ch

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